Viele fragen sich: Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Tautologie, Pleonasmus und Hendiadyoin? Das ist ganz leicht: »Hendiadyoin« ist schwerer auszusprechen als die anderen beiden.
Sehr schön. Weil das so rasch zu lösen war, und wir nun noch ein wenig Zeit haben, können wir uns frank und frei noch einer näheren Betrachtung zuwenden. Beginnen wir mit dem vermutlich bekanntesten der drei Begriffe.
Tautologie: Die Tautologie ist eine rhetorische Figur, bei der ein bestimmter Sachverhalt durch zwei aneinandergereihte, annähernd sinngleiche Wörter verdeutlicht wird. Als Tautologe beachten Sie bitte, daß Ihre Wörter hierbei derselben Wortart angehören: nackt und bloß, rank und schlank, hegen und pflegen, Sturm und Drang. Dabei könnte jedes Wort auch für sich stehen, wäre alleine nur nicht ganz so kräftig.
Eine neuere Variante der Tautologie besteht darin, das Gesagte fremdsprachig zu wiederholen. Erfunden wurde sie in der Fußballbranche, wo es keiner mehr zu etwas bringt, der nicht »kämpft und fightet«. Offen ist bisher, ob dies im engeren Sinne tautologisch, oder im weiteren Sinne dämlich ist.
Pleonasmus: Doppelt gemoppelt wird auch beim Pleonasmus. Aber anders. Hier stellt man dem eigentlichen Begriff eine Erläuterung voran, deren Bedeutung jedoch in ersterem bereits enthalten ist. Das kann einer besonderen Hervorhebung dienen, es kann auch ein Zeichen dafür sein, daß der Sprecher nicht weiß, was er da redet.
Die Beispiele ordnen Sie bitte selber zu: weltweite Globalisierung, alter Greis, auseinanderklaffen, für Unbefugte verboten, ignoranter Betriebswirt. Wir merken uns, daß es sich jeweils – anders als bei der Tautologie – um zwei Wörter verschiedener Wortart handelt.
Hendiadyoin: Das Hendiadyoin ist ganz was Tolles. Es erinnert mit seinen zwei gleichen Wortarten an eine Tautologie, ist aber keine. Denn: Die beiden annähernd sinngleichen Begriffe verstärken sich hier nicht gegenseitig, sondern ergeben gemeinsam einen übergeordneten Sinn. »Feuer und Flamme« ist ein schönes Beispiel; ebenso geht es bei befürchtetem »Mord und Totschlag« meist nicht um lebensbeendende Vorgehensweisen, sondern um eine wenig konstruktive Tendenz der Situation.
Eine weitere Form des Hendiadyoin ist jene Stilfigur, bei der ein Adjektiv aus Gründen des Pathos in ein Substantiv verwandelt wird. »Trinkt aus Bechern und Gold!« anstelle von: »Trinkt aus goldenen Bechern!« Der Unterschied zur Tautologie besteht hier darin, daß das verwandelte Wort dem anderen logisch untergeordnet ist und nicht bedeutungsgleich alleine stehen kann.
Wir fassen zusammen:
Tautologie = Wiederholung mit Wörtern gleicher Wortart; Faustregel: doppelt moppeln mit »und«*
Pleonasmus = Wiederholung mit Wörtern verschiedener Wortart; Faustregel: doppelt moppeln ohne »und«*
Hendiadyoin = schwieriges Wort, das man niemals braucht; Faustregel: kennen, aber nicht darüber sprechen
Alle angegebenen Angaben sind wie stets und immer ohne Gewähr.
*) Faustregel bedeutet Faustregel, nicht ehernes Gesetz. »Bereits schon« ist ein(e) ...? Genau.
Nachtrag März 2008:
Konträr gesagt. Abgrenzungen für Angeber II »