Oder: Autogrammstunde im Kleiderladen
[...]
Die Farbe gefällt mir nicht mehr; ich beschließe, die Mütze auf dem Heimweg rasch umzutauschen.
Ich gehe in den Laden, frage höflich, ob das möglich sei, suche mir eine andere Farbe und gehe zur Kasse, um den Vorgang offiziell zu machen.
»Ich nehme dann doch lieber die hier.«
Nach Lektüre des alten Kassenzettels stellt die junge Frau ernüchtert fest, daß ich offenbar mit Karte bezahlt hatte.
»Funktioniert das dann nicht?«
»Nee, ich glaube nicht, jedenfalls nicht einfach so. Wir können es ja mal probieren.« Sie tippt. »Getragen hast Du die ja noch nicht, ne?«
Ich lüge.
Warum duzt sie mich bei dieser Frage? Noch bevor ich den Gedanken vertiefen kann, wird deutlich, daß es nicht funktioniert. Es ginge nicht anders, sie müsse mir das Mützengeld zurückbuchen und für die neue noch einmal neu abbuchen. Na dann, sage ich.
Ich gebe ihr die Karte, und sie führt komplexe Operationen an der Kasse aus; am Ende quillt ein etwa vier Meter langer Bon heraus. Und dann noch einer, und noch einer. Auf einem soll ich unterschreiben, auf einem anderen meinen Namen hinterlassen samt Telefonnummer.
Doch ach: »Jetzt habe ich es aus Versehen nicht zurückgebucht, sondern noch einmal abgebucht.«
Das ist schlecht. Sie hat den gleichen Gedanken, weiß aber nicht, was nun zu tun sei. Sie ruft Rita. Rita erklärt, es müsse zweimal zurückgebucht und dann noch einmal abgebucht werden.
Die Kassiererin wendet sich an mich und erklärt mir, sie müsse zweimal zurückbuchen und dann noch einmal abbuchen. Gut, sage ich.
Sie beginnt wieder zu tippen, und es quillt immer mehr Papier aus der Kasse. Hin und wieder bittet sie mich, am Ende diverser Kolumnen zu unterschreiben, während immer mehr und noch mehr Papier nachkommt. Hier für Sie, das ist für mich. Wie im Western. Währenddessen erläutert sie mir dreimal, warum sie zweimal zurückbuchen und wieder abbuchen müsse. Ich tue ihr den Gefallen und sage dreimal Aha und unterschreibe fleißig.
Zwischendurch schlage ich vor, beim nächsten Mal einfach die eine Mütze wieder aufzuhängen und eine andere mitzunehmen. So ginge das nicht, sagt sie, während sie weitere laufende Meter aus der Kasse in Empfang nimmt und sortiert. Ja, noch einmal da bitte. Papier, immer mehr Papier. Genau, einmal da bitte. Ich komme mit dem Signieren kaum mehr nach.
»Aber ich wollte doch nur eine andere Farbe.«
»Tut mir wirklich leid. Ja, und hier noch einmal. Und hier Name und Telefonnummer. Bitte leserlich.«
Der Papierstrom versiegt. Sie reicht mir meinen Aktenordner neuer Kassenzettel, und die Mütze gehört mir.
Hoffe ich.
Das war leicht.
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