Einer jener Fälle, wo man als Autor vielleicht doch nicht gleich nach der Einleitung genannt werden wollte:
(Von sueddeutsche.de, wo man auch
die ganze Geschichte nachlesen kann.)
Einer jener Fälle, wo man als Autor vielleicht doch nicht gleich nach der Einleitung genannt werden wollte:
(Von sueddeutsche.de, wo man auch
die ganze Geschichte nachlesen kann.)
stw | 18:35 | mostly harmless | gefunden | zwitschern
von Ute Janssen
Unglaublich aber wahr: Mir geht es gut. Ganz ohne Zucker.
Während ich meine ersten beiden zuckerfreien Woche in erster Linie damit verbracht hatte, mir vorzustellen, was ich Ostersamstag ab 12 Uhr, denn das ist das offizielle Ende der Fastenzeit, alles essen würde (Schoko-Muffins, Kinderriegel, Käsekuchen, Kirschkuchen und die Schweizer Frey-Karamel-Schokolade, die meine Freundin Christine mir aus ihrem Heimatland mitgebracht hatte, führten einen erbitterten Kampf um die Plätze 1-3), geht es mir heute richtig gut.
Ich habe das Gefühl, leichter geworden zu sein. Meine Hosen fallen locker-elegant an meinen Hüften vorbei, mein Gürtel könnte ruhig ein Loch mehr gebrauchen. Und: Auch wenn mein Freund mich augenzwinkernd neckt, ich sei ja so schlank geworden, unglaublich eigentlich, wo ich doch noch vor zwei Wochen unerträglich übergewichtig gewesen sei, so glaube ich ganz fest daran: Die ersten 1-3 Schoki-Kilogramm sind verschwunden.
Das wirkt sich auch auf meine Fitness aus. Mein Sport-Programm hat mit den ersten Frühlings-Sonnenstrahlen an Fahrt aufgenommen. Zum ersten Mal bin ich in diesem Jahr wieder 25 Kilometer am Stück gelaufen. Und, ich schwöre, es war ganz leicht! Zum ersten Mal in diesem Jahr habe ich auch meinen Liebsten wieder in seinem Trainingsstand einge- bis überholt. Während wir am Sonntag ganz locker durch Planten & Blomen, die Alster entlang und schließlich die Alsterkanäle hoch bis nach Ohlsdorf – und das ganze wieder zurück nach Eimsbüttel – trabten, merkte ich wenige Meter hinter mir den Übermut schwinden. Gut so. Denn ich bin eine schlechte Verliererin.
Kurzum: Mein Körper scheint neue Energiequellen gefunden zu haben. Daran, daß es zum DVD-Abend keine »Gemischten Tüten« und keine »Amicelli« mehr gibt, scheint er sich gewöhnt zu haben. Zumindest fürs erste ...
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Gast | 11:05 | mostly harmless | zwitschern
Wer grandios punkten möchte, wenn mal wieder in die Runde gefragt wird, wie der Übergangsdialekt zwischen der westfriesischen Sprache und dem niedersächsischen Gronings heißt, der merke sich:
Das sitzt.
stw | 18:42 | wortwahl | mostly harmless | gefunden | zwitschern
Die Rede vom »unverdienten Sieg« ist nicht neu. Ungewöhnlich ist, daß ein Trainer damit die eigene Mannschaft meint. So geschehen nach dem Bundesliga-Spiel Karlsruher SC gegen Arminia Bielefeld, als Arminen-Trainer Michael Frontzeck den Reportern in die Blöcke diktierte, seine Mannschaft habe wohl »unverdient gewonnen«, müsse sich dafür aber »nicht entschuldigen«.
Richtig ist der zweite Teil der Analyse. Niemand sollte sich dafür entschuldigen müssen, gewonnen zu haben. Auch nicht bei unverdienten Siegen? Auch dann nicht. Grund: Es gibt keine unverdienten Siege. In der an kuriosen Floskeln nicht eben armen Fußball-Welt ist der unverdiente Sieg vielleicht die kurioseste, gern und oft sprachlich variiert als »bessere Mannschaft, die verloren« habe.
Ein Spiel – und gerade Floskelfreunde sollten das wissen – dauert 90 Minuten; und manchmal noch ein bißchen länger. Haben Sie schon einmal 90 Minuten in einem tristen Wartezimmer gesessen? Oder anderthalb Stunden lang eine volle 2-Liter-Flasche am ausgestreckten Arm gehalten? Wer es in 90 langen Minuten nicht schafft – gegen das hinterher dann als schlechtere Mannschaft deklarierte Team – ein Tor zu schießen, der kann sehr vieles gewesen sein: engagierter, zweikampfstärker, spielfreudiger. Lauffreudiger. Paßsicherer. Er kann im Grunde alles gewesen sein, nur eines nicht: besser.Wenn man über Einzelaspekte wie Attraktivität, Kreativität oder Kampfgeist sprechen möchte, benenne man das und rede darüber. Wenn man wissen möchte, wer besser war, werfe man einen Blick auf die Anzeigetafel – statt ratlos in die Kameras zu gucken und ungute Floskeln zu erfinden.
Gewiß, gibt so Tage. Man spielt den Gegner schwindlig oder an die Wand oder beides, aber das Ding geht nicht rein. »Haste Scheiße am Fuß, haste Scheiße am Fuß.« (Andreas Brehme) Der Trick besteht allerdings darin, die Dinge dann nicht durcheinander zu bringen. Man war nicht eigentlich besser, hatte aber leider Scheiße am Fuß; sondern weil man Scheiße am Fuß hatte, war man heute eben mal nicht besser. Von zwanzig sensationell herausgespielten Chancen keine reinzumachen, ist: nicht gut. Wenn der Gegner dann aus einer durch einen sensationellen Fehlpass eingeleiteten Chance ein Tor macht, dann ist das: gut. (Im übrigen gehört es andersrum zum besser sein dazu, keine sensationellen Fehlpässe zu spielen.)
Man ist angetan vom ansehnlichen, beherzten Spiel und vergißt, daß nicht Kampfrichter das Spiel entscheiden, sondern Tore. Die, die man schießt, und die, die man nicht zuläßt. Liegt es an dem im Vergleich sehr viel ungünstigeren Verhältnis von Spieldauer und Zählbarem, daß sich die Wahrnehmung vom eigentlichen Ziel des Spiels auf die Mittel verschiebt? Keiner weiß es. In anderen Sportarten aber scheint der Blick aufs Geschehen weitaus klarer zu sein. In der Tennisszene ziemlich unbekannt ist der Satz: »Ein etwas unverdienter Sieg für Roger Federer; Djokovic war heute klar der bessere Spieler.« Ebenfalls sehr selten hörte man bisher auch den Zweitplatzierten nach Hundertmeter-Läufen sich beklagen, er sei der Bessere gewesen und hätte den Sieg verdient gehabt.
Zu wenig vergleichbar? Auch im Mannschaftssport Basketball ist die Floskel nicht sehr verwurzelt. Doch bleiben wir ruhig auf dem Fußballplatz: Man muß schon etwas länger suchen, bis man jemanden findet, der über einen unverdienten Torschützenkönig klagt und argumentiert, der Zweitplatzierte sei der eigentlich Bessere gewesen – hätte halt nur nicht so oft getroffen. Das wäre sehr albern. Weniger albern ist es, ganz einfach den Blick für das Entscheidende zu wahren.
Ein Plädoyer für kühlen Effizienzfußball? Ganz und gar nicht. Nicht zuletzt deshalb nicht, weil attraktives Spiel viel häufiger auch das bessere, erfolgreichere Spiel ist, als es das Klischee annimmt. Siehe Hoffenheim in der Hinrunde. Siehe Tabellenführer England. Siehe Tabellenführer Spanien.
Im ganzen: Michael Frontzeck kann sich entspannen. Seine Bielefelder waren am Wochenende durchaus nicht das Maß der Dinge in Sachen Offensivfeuerwerk und Torerfolg; die Karlsruher aber waren ganz offensichtlich noch schlechter. Mit welchem Kampfgeist und welch ansehnlicherem Spiel auch immer. Es stand auf der Anzeigetafel. Und diese steile These muß erlaubt sein: Wer schlechter war, war nicht besser. Wirklich nicht.
Wer es nicht schafft, zu gewinnen – der hat es auch nicht verdient.
(Langfassung eines Textes für die »11 Freunde«)
stw | 12:58 | wortwahl | titelträume | zwitschern
stw | 19:17 | alsteralltag | zwitschern
von Ute Janssen
Sieben Wochen ohne Zucker. Das sagt sich so leicht. Ich weiß nicht, ob es eine aktuelle Verschwörung der Lebensmittelindustrie gegen mein Vorhaben ist oder ob das schon immer so war, aber: Überall ist Zucker. Glauben Sie nicht? Ich war für Sie im Supermarkt, um es zu beweisen. Folgende Produkte enthalten Zucker, obwohl sie gar nicht (richtig) süß sind:
Senf
Ketchup
Rotkohl
Gewürzgurken
fast jedes Salatdressing, ja sogar Würzmischung für Salatdressing
jeder Joghurt mit Geschmack
Tiefkühlpizza
Tiefkühlbaguettes
eigentlich fast alle Fertiggerichte
manches Brot, vor allem sehr dunkles, gesund daherkommendes Vollkornbrot
Sockeye Wildlachs, geräuchert und verfeinert
Sauce Hollandaise
Frühstücksflocken von Kellogg's & Co, solange sie nicht reines Müsli sind
Aufbackbrötchen
Dosen-Pfirsiche
Dosen-Ananas
...
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Gast | 15:11 | mostly harmless | zwitschern
So konnte es nicht weitergehen. Sie waren nicht für alle Exkremente verantwortlich, schon gar nicht in ihrer Funktion als Fahrradhändler. Wie waren sie überhaupt zu diesem Geschäftszweig gekommen? Das mußte aufhören. Schrittweise natürlich, um die Kunden nicht zu vergrätzen. Für Kunstkot würden sie vorerst weiter Garantien geben, aber ...
(Dank an F.!)
stw | 12:26 | mostly harmless | gefunden | alsteralltag | zwitschern
Das Schöne am Volksmund ist, daß er manche Dinge so treffend auf den Punkt bringt. Das Schwierige ist, daß er das Gegenteil oft ebenso treffend auf den Punkt bringt. Die ganze Welt liegt dir zu Füßen, begreifst du sie mit deinem Wissen. (Volksmund) Aber: Unwissenheit ist ein Segen. (Volksmund) – Wissen ist Macht. (Volksmund) Aber: Was ist dümmer und macht unglücklicher als Gescheitheit? (Hesse)
Das Verwirrende ist: Es stimmt alles. Nur eben nie zur selben Zeit.
Die Lage ist unbefriedigend. Deshalb möchten wir der Sprachgemeinschaft ein neues Sprichwort an die Hand geben, das ihr sichere Orientierung geben soll. Wo sie weiß, was Sache ist: »Unwissenheit bei billigen MP3-Playern ist ein Segen.«
Vielleicht könnten wir ja irgendwie herausbekommen, nach welcher Systematik der Player neue Lieder einordnet, die wir am Rechner in einen der Ordner kopieren. Der Name ist es nicht. Auch nicht das Datum. Ein neuer Song ist beim Abspielen nicht der letzte, nie. Er ist auch nicht da, wo er dem Alphabet nach hingehörte; was insofern keinen verwundert, als es alle anderen ja auch nicht sind. Er ist irgendwo. Man weiß es nicht. Wir wissen es nicht. Und Unwissenheit ist ein Segen.
Diese hier jedenfalls. Der »Alles mögliche«-Ordner ist riesengroß, halbherzig drücken wir uns von Lied zu Lied, um das neue zu finden, aber es ist zwecklos. Wir bleiben irgendwo hängen und hören die völlig willkürliche, doch uns bekannte Abfolge – und plötzlich erklingt das neue Stück. Da ist es. Es gibt keinen ersichtlichen Grund, warum es gerade an dieser Stelle ist, aber es ist da. Wir freuen uns, und die Überraschung macht uns lächeln. Unwissenheit ist der Friede im Leben. (aus Indien)
Menschen, die die Sache nicht durchdacht haben, weisen uns nun auf die Shuffle-Funktion hin. Doch das ist nicht das gleiche. Da wird zufällig abgespielt, und immer wieder neu zufällig. Alles ist gleich überraschend und nichts ist besonders. Im unserem Fall ist die Abfolge abstrus und wirr; kein Mensch weiß, warum ein Song an einer bestimmten Stelle steht. Aber da steht er dann. Es ist immer die gleiche abstruse und wirre Abfolge. Wir gewöhnen uns an sie, und nur in ihr wirkt die schöne Überraschung der Neulinge. Und noch bevor sie selbst routiniert dazugehören, ist schon das nächste Stück neu hineinkopiert. Irgendwohin. Unverhofft kommt oft. (Volksmund)
stw | 21:41 | mostly harmless | kulturalien | zwitschern
von Ute Janssen
So manchesmal in meiner ersten zuckerfreien Woche dachte ich mir: Warum mache ich das eigentlich? Warum so krampfhaft auf etwas verzichten, was doch eigentlich schön ist, was Spaß macht und das Leben bereichert?! Nun gut, immerhin schreibe ich schon mal dieses Blog (es heißt tatsächlich das Blog, wie S., ein internetaffiner Freund von mir, mich jetzt schon mindestens dreimal genervt wie neunmalklug korrigierte). Also, ich schreibe das Blog, und es wäre ja blöd, wenn ich jetzt schreiben müßte: »Ach übrigens Leute, ich hab‘s mir anders überlegt. Mit Schokolade gefällt mir das Leben besser, es ist süßer und überhaupt – schmackhafter. Das Blog ist beendet, aber einen Versuch war es wert. Viel Spaß noch beim Lesen anderer Beiträge.« Ist also das der einzige Grund, durchzuhalten?! Daß ich aller Welt erzählt habe, daß ich sieben Wochen auf Kuchen & Co verzichten möchte? Daß ich außerdem einen journalistischen Auftrag habe?
Mitnichten. Erfuhr ich gestern. In der »TK Fitness Lounge« erstellte mir Trainer A. einen Trainingsplan. Was er dafür wissen mußte? Allerhand. Mein bisheriges Sportverhalten, meine sportlichen Wünsche und Ziele, er fragte mich nach meinem Gesundheitszustand, nach etwaigen Leiden und Verletzungen, er maß meinen Blutdruck, und er brauchte mein Gewicht. Mein Gewicht?!
Ich war seit mindestens einem Jahr nicht mehr auf der Waage. Erfolgreich schleiche ich jeden Samstagmorgen an meiner weißen Digitalwaage im Badezimmer vorbei – direkt in die Dusche. Samstag, das war früher immer mein Wiege-Tag. Bis ich beschloß: Warum sollte ich mir von ein paar Zahlen das Wochenende verderben lassen, warum so krampfhaft mein Gewicht kontrollieren? Worauf es ankommt ist, daß meine Lieblings-Jeans paßt, daß ich mich – abgedroschen, aber wahr – wohl in meinem Körper fühle. Ich brauche keine Waage. Und Punkt. Und da kommt dieser Fitness-Typ daher und möchte mein Gewicht wissen. In Zahlen. Nicht in »oach, meine Herrlicher-Jeans paßt. Zugegeben, sie saß schon mal besser. Aber der Knopf geht noch zu.«
Da hilft auch keine Grundsatzdiskussion über das übertriebene Festhalten an Zahlen und Kilogramm in dieser Welt. A. stellt mich auf die Waage und die mißt. Unerbittlich. Nicht nur mein Gewicht, sondern auch wie viel Prozent Wasser und Fett meinen Körper ausmachen. Na bravo, eine sehr appetitliche Vorstellung. Ich werde Ihnen hier nicht mein Gewicht verraten, von meinem Körperfettanteil ganz zu schweigen. Nur soviel: Ich hätte nie gedacht, daß ein Mensch soviel wiegen könnte. Na gut, daß ich soviel wiegen könnte. Ich treibe viermal die Woche Sport, ich laufe Marathon, soviele Kilogramm, das darf doch gar nicht wahr sein. »Gerade, wer viel Sport treibt, wiegt auch ein bißchen mehr«, versucht A. mich aufzuheitern. Sein sogenannter BMI (der »Body Mass Index« – das ist die Zahl, die das Gewicht in Relation zur Körpergröße ausdrückt) würde ihn sogar als übergewichtig ausweisen. Ich glaube kein Wort. Ich weiß nur soviel: Sieben Wochen ohne Süßigkeiten werden mir nicht nur mental gut tun.
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Gast | 19:35 | mostly harmless | zwitschern
Gratis-Wortspiel für alle Filmjournalisten mit Office-Vorliebe:
stw | 12:28 | wortwahl | mostly harmless | zwitschern
von Ute Janssen
»Und wie ist es nun – so ohne Zucker?«, fragen mich die Kollegen und einige Freunde, die ich in mein Vorhaben von »Sieben Wochen ohne« eingeweiht habe. Ja, wie ist es denn eigentlich? Meistens völlig in Ordnung, aber manchmal eben auch nicht. Und die Krux ist: Die Manchmal-Momente wiegen schwerer. Denn: Während die Meistens-Momente unbemerkt vorbeirauschen, sind die Manchmal-Momente eine Qual – für mich und alle Beteiligten.
Am Wochenende esse ich besonders gern Süßes. Zum Frühstück ein Croissant mit Waldbeermarmelade, am Nachmittag ein Stück Käsekuchen von der Hamburger Traditionsbäckerei Stenzel und zwischendurch das, was meine heimische Süßigkeitenkiste hergibt. So ist das eben: Am Wochenende darf man Jeans tragen, ausschlafen und das essen, worauf man unter der Woche diszipliniert verzichtet.
Mein Freund ist ein wahrer Süßigkeiten-Junkie. Schon eine Woche ohne Schokolade, Kekse oder Bananenchips wäre für ihn undenkbar. Mein Vorhaben findet er trotzdem gut. Er versucht, mich zu unterstützen. Vom Bäcker bringt er am Samstagmorgen weder Croissant noch Milchhörnchen mit. Das Nutella ist glücklicherweise ohnehin gerade aus. Und als ich nachmittags von einem Stadtbummel nach Hause komme, sehe ich nur noch so gerade eben, wie mein Liebster das übrig gebliebene Papier einer Milka Tender Packung verstohlen hinter den Bildschirm seines Laptops schiebt.
Am Abend kommt es dann schlimmer. Wir beschließen, zuhause zu bleiben und uns einen gemütlichen Fernsehabend zu machen. Das bedeutet DVD, Heizung, Kuscheldecken und – nein heute kein Weingummi, keine Kekse, keine Nußschokolade, jedenfalls für mich. Denn: Während ich vor meinem Fastentee sitze, hat mein Freund zum Nachtisch einen Schoko-Pudding gelöffelt und jetzt ein Schälchen mit Macadamia-Nüssen vor sich aufgebaut. Unglaublich, aber wahr: Macadamia-Nüsse enthalten laut Packungsangaben ein Prozent Zucker, zumindest die vom Aldi. Und während Tom Hanks in dem Streifen »The Green Mile« drei Stunden als Vollzugsbeamter im Todestrakt vor uns auf und ab geht, tanzen durch meinen Kopf Muffins, Erdbeertorten und zarte Schweizer Milchschokolade.
Als der Film jedoch endet und ich meinen Fastentee abräume, bin ich doch ein klein wenig stolz: stolz durchgehalten zu haben. Mein erstes süßigkeitenfreies Wochenende ist geschafft. Und so schlecht habe ich mich gar nicht angestellt, finde ich ...
Gast | 14:06 | mostly harmless | zwitschern
von Ute Janssen
Es begann pünktlich am ...
... Aschermittwoch, Beginn der Fastenzeit. Ursprünglich und im katholischen Sinne bedeutet das: Rund sieben Wochen, nämlich bis Ostersamstag, 12 Uhr, ißt der katholische Christ kein Fleisch.
Ich bin nicht besonders gläubig. Dennoch möchte ich es in diesem Jahr ausprobieren. Ich möchte sieben Wochen auf etwas verzichten, ohne das mir das Leben irgendwie schwieriger erscheint.
Fleisch kommt nicht in Frage. Ich kann zwei Wochen kein Fleisch essen, ohne es auch nur zu bemerken. Einige verzichten in der Fastenzeit zum Zeichen Ihrer Abstinenzfähigkeit auf Alkohol. Auch nichts für mich. Selbst Rotwein trinke ich in letzter Zeit so selten, daß mein einstiger Stamm-Weinhändler mich nicht mehr auf der Straße erkennt. Nein, mein Laster liegt woanders. Was mein Leben versüßt, ist Schokolade und alles klebrig Keks- und Kuchenartige drum herum.
Wenn ich eine Tafel Schokolade aus ihrem feinen Aromapapier gewickelt habe, ist es so sicher wie Lebkuchen an Weihnachten, daß ich sie aufessen werde. Auch 150-Gramm-Tafeln habe ich schon an nur einem Fernseh-Abend verputzt. Meine Lieblingssorte »Schokolade und Keks«, nur im 300-Gramm-Format erhältlich, kommt mir schon lange nicht mehr ins Haus. Sicher ist sicher.
Und obwohl ich viel Sport treibe, laufe, Rad fahre und sowieso ständig unter Strom stehe, dürften es ruhig ein paar Gramm weniger sein. Oder auch genau andersherum: Gerade weil ich für eine Top-Kondition trainiere, täte auch eine Top-»Form« nicht schlecht. Warum also nicht den philosophischen Abstinenzgedanken des Verzichtenwollens mit dem Praktischen verbinden? Mein Entschluss steht fest: Ich werde sieben Wochen auf Süßigkeiten verzichten.
Nerven beruhigen? Entspannen? Abschalten? In den nächsten Wochen bitte ohne Schokolade. Kein Kinderriegel zum Latte Macchiato. Kein Tiramisu zum Abschluß eines italienischen Essen. Ich werde jedes mir angebotene Kuchenstück ausschlagen. Und: Nichts Süßes zu essen bedeutet für mich auch, jegliche Form des Industriezuckers gewissenhaft zu meiden. Für den geringen Zuckeranteil in Salatdressing oder meiner Lieblings-Tomatensuppe werde ich vielleicht eine Ausnahme machen. Aber, wo Zucker wirklich süß macht, werde ich ihn aus meinem Speiseplan verdammen. Das heißt: ab morgen auch keine Marmelade mehr zum Frühstück.
Das also ist mein Plan von »Sieben Wochen ohne«. Wie es mir dabei ergeht, lesen sie ab sofort regelmäßig – hier.
Gast | 23:53 | mostly harmless | zwitschern