13.05.2010

Das automatische Buch

Was haben Schokoriegel, getragene Mädchenunterwäsche und Bücher gemeinsam? Diese Dinge gibt es am Automaten. Die Riegel überall, die Unterwäsche in Tokio, die Bücher neuerdings in Hamburg, gleich neben dem Abaton.

Hamburger Automatenverlag

Wie früher, nur ohne Goethe: Bücher aus dem Automaten vom Hamburger Automatenverlag

Der Hamburger Automatenverlag reanimiert das alte Reclam-Konzept des Literaturvertriebs und steckt Bücher in ausrangierte Zigarettenautomaten, damit man sie dort für vier Euro wieder herausholen kann. Allerdings nicht Lessing und Camus, sondern einen »Stadtführer für erwachsene, berufstätige Frauen«. Und einen Hamburg-Krimi. Und Gedichte und ein Kinder-Kochbuch und einen Fotoband.

All das soll auf dem Automatenweg »Menschen erreichen, für die der Weg in die Buchhandlung nicht selbstverständlich ist.« Natürlich könnte man sagen, daß es auf genau diese Menschen auch hinauslaufen wird, da alle anderen nämlich wissen, daß es in der Buchhandlung deutlich mehr als zehn Bücher gibt, die auch noch deutlich größer sind und deutlich weniger Geld kosten, zum Beispiel einhundertfünfzig Meter und zwei Ecken weiter, in der Grindelallee, wo man sich für vier Euro aus der Grabbelkiste das gesamte Weltwissen erwerben kann, jedenfalls beinahe.

Sagt man aber nicht. Sondern freut sich über die schöne Idee. Und lieber Automaten mit Stadtführern für erwachsene, berufstätige Frauen als Automaten mit Unterhosen längst nicht erwachsener, schulpflichtiger Mädchen.

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