»... they had style, they had grace«
(Madonna, »Vogue«)
Die Rede ist von Greta Garbo, Marilyn Monroe, Marlon Brando, James Dean, Grace Kelly. They had style, they had grace. Seit gestern muß ein Mann in dieser Liste geführt werden, mit dem dort keiner rechnen konnte: Michael A. Roth, Nürnberg.
Michael A. Roth ist ein kurioser Teppichhändler aus Franken und nebenbei Anhänger und Präsident des Fußballvereins 1. FC Nürnberg. Diesem Verein geht es gerade nicht sehr gut, vor dem gestrigen Spieltag war man Tabellenletzter, und nach den ersten drei Minuten des gestrigen Spieltages lag man schon wieder 0:1 hinten. Das spannt an.
Und dann fangen wenig später die eigenen Fans an, mit allerlei Feuerwerk für Aufsehen zu sorgen, was neben Imageschaden und Rechtfertigungsdruck in aller Regel auch finanzielle Strafen nach sich zieht. Das macht Präsidenten übellaunig; angespannte Präsidenten von Tabellenletzten macht es zornig.
Zornig, wütend und entnervt wendet sich Michael A. Roth über die Stadionlautsprecher an jene, die Zorn und Wut ihn ihm entfachen und ihm auf die überreizten Nerven gehen. Und nun kommt der große Augenblick: Er siezt die. Er ist stinkendwütend auf den Pöbel; auf diese Leute, die er verachtet; den Puls vermutlich massiv im anaeroben Bereich blickt er auf die tumbe Masse – und bleibt beim Sie.
»Lassen Sie das sein!«
Das hat Style, das hat Grace. Es war alles in allem ungefähr das Gegenteil einer Ansprache, die auch nur ansatzweise hätte durchdringen können. Es war so lächerlich zwecklos; so rührend fast in seiner Sinnlosigkeit. Es war total fürn Arsch. Aber: Es hatte Style.