Randnotizen aus Frankfurt
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»Sie müssen sich immer fragen: Wann hat die Idee Sie gepitched?«, wiederholt die Frau, die zum Thema »Pitch« vorträgt. Mach' ich aber nicht. Bescheuerte Frage.
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Mit tun die Vertreter der ganz kleinen Verlage immer etwas leid. Sie sitzen gebeugt in ihren einsfünfzig-mal-einsfünfzig-engen Ständen und blättern lustlos in einem Band ihres Hauses oder knabbern an einem Keks oder schauen einfach müde ins Nichts. Keiner interessiert sich für sie. Nicht einmal für ihre Kekse.
Erstaunlich jedesmal, wie viele und was für Verlage es gibt.
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Den »Titanic«-Stand nicht gefunden.
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Sehr schön die Vorstellung von »Superhero« mit Autor Anthony McCarten. Noch interessanter als das Buch war McCartens Gesicht, als Rufus Beck aus der Übersetzung vorlas; eine sehenswerte Mischung aus Amüsement, Verwunderung, Faszination und Verunsicherung, als er (McCarten) seine Geschichte in dieser wundersamen, ihm undurchsichtigen Sprache hörte, die wir Deutsch nennen. So gucken vermutlich Menschen, die bei Respektspersonen eingeladen sind und dort von den stolzen Eltern vorgeführt bekommen, wie das Respektspersonentöchterchen Melodien pupst.
»Das ist mein Text?«, schienen seine Augen zu sagen. »Ganz schön irre.«
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Moderator Daniel Haas (sonst »Spiegel Online«) erwähnt mehrfach, daß er »professioneller Leser« sei. Was bedeutet das? Daß er von Berufs wegen liest? Ja, hoffentlich; so als Kulturredakteur und Rezensent. Oder daß er irgendwie anders liest? Wie liest ein Profi?
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Bei Langenscheidt liegt eines dieser Mode-Wörterbücher als Werbegeschenk aus, »Fußball – Deutsch / Deutsch – Fußball«. Das also auch. Erst vor ganz kurzem in einem Buchladen dachte ich, ich hätte alle aktuellen Varianten gesehen:
- »Deutsch – Frau / Frau – Deutsch« (Wegbereiter)
- »Deutsch – Mann / Mann – Deutsch« (unvermeidliche Antwort)
- »Deutsch – Chef / Chef – Deutsch« (wegen »Stromberg«)
- »Deutsch – Arzt / Arzt – Deutsch« (mal sehen, wieviel wir damit noch abschöpfen können)
- »Deutsch – Politiker / Politiker – Deutsch« (und hier muß doch auch noch was drin sein)
Ob damit das Feld der Kommunikationsprobleme bearbeitet ist? »Deutsch – Beamter / Beamter – Deutsch« (Mit einem Augenzwinkern, Klappentext Werbegeschenk) scheint mir in dieser Reihe noch zu fehlen. Klischee- und frischefaktormäßig. Nur den wirklich drängenden Problemen (»Bahndurchsage – Deutsch«) widmet sich natürlich wieder niemand, das sei hier mit einem Augenzwinkern angeprangert.
Ich nehme trotzdem zwei Exemplare mit, eins bekommt M.
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Auf der Rückfahrt noch eines dieser »letzten Gespräche« mit Walter Kempowski gelesen. Ach. Ein paar Jahre hätte ich ihm wirklich noch gegönnt. Er sich wohl auch, glaube ich; umso schöner:
Das Einzige, was mich am Tod wirklich traurig macht, ist, daß man als Toter keine Musik mehr hören kann.
War ein Großer.
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