Die Vernunft hatte verzweifelt versucht, zurückzuschlagen – doch der Wahnsinn geht weiter.
... und alle Fragen offen
Der Bundesgerichtshof hatte mit einem Beschluß vom 27. April 2006 eine Entscheidung des deutschen Patent- und Markenamtes bestätigt, wonach der Marke "WM 2006" teilweise der Schutz in Deutschland versagt worden ist.
Trotz dieser Entscheidung hat das Münchner Anwaltsbüro LORENZ - SEIDLER - GOSSEL für die FIFA in den vergangenen Tagen vor drei unterschiedlichen Landgerichten die Rechte an der Marke "WM 2006" in vier Eilverfahren erfolgreich durchgesetzt. Den Antragsgegnern wurde
es in den einstweiligen Verfügungsverfahren verboten, die Marke "WM 2006" auf T-Shirts und Schlüsselbändern zu benutzen; im Falle der Zuwiderhandlung droht ein Ordnungsgeld von bis zu EUR 250.000,-.
Quelle? Die Anwälte selbst. Statt ihre Arbeit zu machen und dann den Designermantel des Schweigens über diesen Irrsinn zu legen, klopfen sie sich allen Ernstes und für alle gut sichtbar auf die schmale Schulter. Großartig.
Offen bleibt: Warum ist »Fußball WM 2006« erlaubt, »WM 2006«, das man noch viel weniger allein der FIFA zuordnen kann, hingegen nicht? Wer hatte eigentlich die Idee, sprachliches Allgemeingut als eigene Marke zu beanspruchen und anderen zu verbieten? Wer hat diesen Anwälten ins Gehirn gekackt? Und warum?
Aber so ist die Welt. Wir stehen selbst enttäuscht und seh'n betroffen / Die Irren klagen – und alle Fragen offen.
stw | 18:26 | titelträume | zwitschern