13.05.2006

The zeitgeist is right now

»Die Response auf die Fax-Mailings war der Hammer. Wenn wir jetzt publicitiymäßig weiter Gas geben, haben wir in the long run die User fest im Sack.« Solche Sätze hört man an zwei Orten: im Irrenhaus und bei Geschäftsbesprechungen unter Profilneurotikern.

Doch das Deutsche gibt nicht auf. Und wenn es daheim nicht mehr überall durchdringen kann, wandert es eben aus – zum Beispiel in die USA.

Nun ist es ja nicht so, daß deutsche Wörter im Englischen völlig neu wären. Kindergarten etwa hat groß Karriere gemacht. Genau wie Basketballer Dirk Nowitzki, das german wunderkind; gemutlichkeit und weltschmerz sind derart deutsche Befindlichkeiten, das man sie auch anderswo gar nicht anders benennen kann; gleiches gilt für unsere ganz besonderen Spezialitäten: bratwurst und blitzkrieg.

Alles nicht neu, doch in letzter Zeit scheint man drüben besonderen Gefallen an unserem Wortschatz gefunden zu haben, wie Sie vielleicht gelesen haben. »Dick Cheney isn't a mensch« behauptete etwa kürzlich die »New York Times« unter der Überschrift »The Mensch Gap« und fragte auch schon mal: »Where's the Fingerspitzengefuhl?« Aber sie ist sicher: »The zeitgeist is right now.«

Während man bei uns gerne trendy sein möchte, beugt sich der Amerikaner diesem Zeitgeist und wünscht bisweilen gesundheit!, wenn der Nachbar niest. Klar; englische Begriffe einzustreuen, um den Weltbürger zu geben, ist für den Amerikaner nicht recht praktikabel – und zum Französischen hat man ja eher ein gespanntes Verhältnis. Dann eben Engeutsch. Oder Germish.

Der Tag wird kommen, an dem sich amerikanische bildungsburger mit deutschen Geschäftspartnern über das Thema weltanschauung oder das fahrvergnugen auf der autobahn im neuen Benz unterhalten möchten – während die Deutschen lecker Dips fürs Finger-food anbieten und das Gespräch eher in Richtung Workflow-Verbesserung oder der geplanten Lowcost-Giveaways für optimiertes Customer-relationship zu lenken versuchen.

The zeitgeist is right now.

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